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Do, 28. - Mo, 01. Juni 2015

Taudaha / Godavari / Kathmandu 

Sandsackhäuser

Jetzt sind es schon 33 Tage, die wir hier in Nepal helfen. Wir haben viele Aktionen mit Soforthilfe geleistet und Lebensmittel, Zeltplanen, Wasserreinigungsanlagen und Solarlichter übermittelt und damit insgesamt über 450 Familien versorgt haben. Waren in unterschiedlichen Regionen tätig, wie Nuwakot, Sindhupalchock und die unmittelbare Umgebung von Kathmandu. Wir haben ein Großprojekt in Nuwakot/Devighat gestartet und 100 Häuser, sowie eine Schule gebaut, deren Fertigstellung wir noch dokumentieren wird und nun wollen wir noch einen Schritt weiter gehen. Unser Ziel ist es zwar immer noch, so vielen Menschen wie möglich eine Schutzhütte aus Wellblech und Bamboo zu erstellen, als temporäre Unterkunft während der Monsunzeit, doch wir denken jetzt schon langfristig. Nach dem Monsun brauchen die Menschen wieder neue, gute Häuser. Und das allerwichtigste dabei ist, sie müssen erdbebensicher gebaut werden! 

Die Tradition der Nepalesen, besonders auf dem Land ist es, Häuser aus Matsch, Stroh und Steinen zu bauen. Doch die bisherige Art und Weise ist nicht sicher genug, das haben die unzähligen Schäden gezeigt. Jetzt im 21. Jahrhundert sind wir soweit Techniken einzusetzen, die stabile, erdbebensichere Häuser garantieren. Daher haben wir uns in den letzten Tagen intensiv mit der Bautechnik von Sandsackhäusern beschäftigt. Es ist ein sehr simples und günstiges Prinzip und jeder kann es bauen. Man kann Reissäcke recyceln und diese mit Erde füllen. Die Säcke werden einfach übereinander gestapelt und mit zwischen den Reihen liegendem Stacheldraht fixiert. Am Ende verputzt man die Säcke mit Matsch und setzt ein Wellblechdach oder ein Strohdach auf die Konstruktion. 

Die Idee der Sandsackhäuser stammt von einem Herrn namens Owen Geiger. Er kommt aus Kalifornien und hat in diesem erdbebenreichen Gebiet schon viele dieser Häuser gebaut. Wir denken uns, dass es an der Zeit ist, diese geniale Idee nach Nepal zu bringen. Deshalb sind wir seit drei Tagen dabei, genau ein solches Haus zu bauen. Es gibt schon ein paar Gruppen, die in der Umgebung von Kathmandu diese Häuser entstehen lassen. Samstag und Sonntag halfen wir bei einem Haus in Taudaha, welches zur Zeit auf dem Grundstück der Kevin Rohan Memorial Eco Foundation entsteht. Hier setzten zwei Deutsche diese innovative Idee bereits um. Inmitten des Permakulturhofes haben wir Säcke zunächst mit Kies gefüllt, für die ersten beiden Level, haben geschleppt, gezurrt und fest geklopft. 

Seit heute arbeiten wir auf einer zweiten Baustelle in Godavari. Hier entsteht ein Haus für eine 4-köpfige Familie, mit zwei großen Räumen. Ein Zementfundament wurde bereits gelegt, genauso die Eckpfeiler für das Dach. Dieses ist die sicherste Variante des Sandsackhauses. Zwei sehr junge Studenten der Architektur und Waisenkinder aus einem umliegenden Waisenheim haben die Idee gehabt, in ihrer Nachbarschaft mit diesen erdbebensicheren Häusern zu helfen. Das fanden wir unfassbar rührend und haben uns entschlossen, die Jungs beim Bau tatkräftig zu unterstützten. Als wir angekommen sind, wurde Björn gleich mal zum Bauleiter ernannt, dann wurde wieder Kies rangeschleppt, Säcke gefüllt, zusammen genäht 

und in die richtige Form gebracht. Das Team ist super motiviert und die Arbeit macht viel Spaß. Morgen erwarten wir noch weitere Helfer, denn wir wollen das Haus unbedingt in den nächsten 2 Tagen fertig stellen. 

In der Zwischenzeit war Germaid noch schnell im Studio. Wir haben auf dem Bau einen Helfer kennengelernt, der gleichzeitig ein regional bekannter Musiker ist. Er hat nach dem ersten Beben einen Song geschrieben, indem er die Bürger Nepals dazu aufruft, in die Dörfer zu gehen und Wiederaufbau zu leisten. 20 Tage lang hat er diesen Song vor einem Tempel in Kathmandu gespielt und dabei 4000 Euro für die Opfer eingenommen. Jetzt hat er den Song produzieren lassen für’s Radio und das Fernsehen. Germaid hat dem Song in einem Vers ihre Stimme geliehen. 

Heute Abend sind wir hochmotiviert, doch hundemüde, nach einem anstrengenden Tag. Wir schlafen in einem wunderbaren Zelt, über uns der Vollmond und freuen uns auf einen Tag mit viel harter Arbeit auf dem Bau morgen.