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Do, 26. Nov 2015

Devighat, Region Nuwakot 

Shree Setidevi Primary School – Ein bunter Traum über den Bergen Nuwakots 

Was für eine wunderschöne Woche haben wir mal wieder hinter uns? Am 18. November sind wir zurück gereist in die Region Nuwakot, in die Stadt Devighat am Trishuli River. Hier haben wir im Sommer zur Zeit nach dem Erdbeben schon sehr viel Hilfsarbeit geleistet. Wir haben knapp zwei Wochen in einem kleinen Dorf auf der anderen Seite des Flusses verbracht, selbst nur unter einer Zeltplane gelebt und die Menschen in den umliegenden Dörfern mit Wellblech versorgt, damit diese, sich Schutzhütten vor dem Monsun bauen konnten. Außerdem haben wir eine Vorschule besucht, die Shree Setivdevi Primary School, bzw. das, was von ihr übrig geblieben war, nach dem Erdbeben. Und das war ein großer Haufen von Steinen. Die gesamte Schule ist in sich zusammen gebrochen und man kann von Glück reden, dass das Erdbeben an einem Samstag stattgefunden hat, sodass kein Kind zu der Zeit in der Schule war. Samstags sind die Schulen in Nepal geschlossen. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern haben wir uns entschieden, die Schule wieder aufzubauen und zwar nicht nur temporär; zwei starke, neue Gebäude sollten entstehen, damit die Kinder wieder lernen können. 

Mitte Juni konnten wir bereits die Fertigstellung des ersten Gebäudes feiern. In unsere Abwesenheit haben wir die Gebäude verputzen, die Böden gießen lassen und die letzten Feinarbeiten wurden durchgeführt. Nun sind wir nach ca. 4 Monaten zurück gekehrt und haben im Gepäck viele Eimer Farbe mitgebracht. Zunächst haben wir einem einheimischen Maler den Auftrag gegeben die beiden neuen Schulgebäude zu streichen von innen und außen, sowie die Türen und Fenster in einem strahlenden Blau. 

Nach zwei Tagen konnten wir dann mit unserer Arbeit beginnen, auf die wir uns schon monatelang gefreut hatten, die Außenwände der Schule gemeinsam mit den Kindern zu bemalen. Es sollte eine harte und anstrengende Arbeit werden, die sich über 4 Tage hingezogen hat, doch am Ende waren alle Beteiligten überglücklich mit dem Ergebnis. Die ersten zwei Tage war in der Region ein Festival, sodass keine Kinder in der Schule waren. Doch einige Kinder aus den umliegenden Dörfern kamen hinzu und halfen uns beim Beginn. Es entstand die Struktur von grünen Bergen und einem Fluss, der sich über die gesamte Fassade schlängelte. Germaid malte einen brüllenden, fast lebensgroßen Tiger, der bei den Kindern und auch bei den Erwachsenen auf große Begeisterung stieß. Am dritten Tag war dann die Schule für die Kinder geöffnet. Es handelt sich um Kinder im Alter von 3-7 Jahre, also im Grunde das Kindergartenalter. Und in diesem Alter erfordert es eine Menge Fingerspitzengefühl ein solchen Projekt mit Kindern um zu setzten. Man muss auch dazu sagen, dass wir in dieser Woche wieder einiges über Nepals Kultur gelernt haben. Wir in Deutschland sind eine Pädagogik gewöhnt, in der Kinder sich ausprobieren dürfen, egal welches Ergebnis dabei heraus kommt. Und so ging es uns auch darum, mit den Kindern ein positives Erlebnis zu gestalten. Wir haben ihre Schule wieder aufgebaut und jetzt sollten die 

Kinder diese Schule mitgestalten dürfen, damit sie das Gefühl bekommen, ein Teil des Wiederaufbaus zu sein. Mit dieser pädagogischen Herangehensweise sind wir motiviert ans Werk gegangen. Doch wir sollten bald merken, dass es unter den Lehrern einige Skepsis gab. Eine Schule ist ein offizielles Gebäude, es soll etwas repräsentieren. Es war für einige schwer vorstellbar, dass kindliche Strichmännchen auf einem offiziellen Gebäude angemessen seien. Es solle ja schön aussehen. Für die Erwachsenen war es wichtig, dass die Nepalflagge auf dem Gebäude erstrahlte und weitere Nationalsymbole wie der Nationalvogel Lophophorus, die Nationalblume der Rhododendron und natürlich der Titel der Schule in schön geschriebener Schrift. 

Doch wir haben es in den vier Tagen geschafft, einen Austausch der Kulturen zu bewirken. Die Kinder haben ihre Strichmännchen gemalt, sowie Blumen, Schmetterlinge und Häuschen. Sie waren mit strahlenden Augen bei der Sache. Wände anmalen!! Das ist doch das tollste für Kinder, egal welcher Nationalität. Zwar haben die Kiddies fast ausschließlich Nepali gesprochen und unser Wortschatz in Nepali hält sich noch in Grenzen, aber dafür haben wir gemeinsam gesungen und getanzt und hatten den ganzen Tag viel Spaß. Wir haben bei einigen ganz Kleinen den Pinsel ein bisschen führen müssen, aber jeder kam an die Reihe und durfte sich an der Schulwand verewigen. 

Und für die Erwachsenen sollten natürlich Nepals Wahrzeichen an die Schule kommen. Germaid malte den Nationalvogel mit seinen insgesamt neun Farben. Jeder, der die Schule bestaunte, erkannte den Vogel sofort. Der Rhododendron zierte die Seiten. Björn malte Nepals grüne Berge mit feinster Genauigkeit aus. Der Rektor der Schule, hatte die tolle Idee zum Zeichen der Freundschaft eine nepalesische und eine deutsche Flagge gekreuzt an die Seite malen zu lassen. Schon nach dem dritten Tag hat sich die Aktion im gesamten Umland herum gesprochen, sodass die Menschen von den umliegenden Dörfern herbei kamen, um die fortschreitenden Bilder zu bestaunen. Viele Kinder aus den umliegenden Schulen kamen den Berg hoch gewandert und bestaunten mit großen Augen das Kunstwerk. Am letzten Tag waren dann die Lehrer auch komplett von unserer Aktion überzeugt und halfen sogar mit beim Ausmalen der Berge. Am Ende des vierten Tages waren alle Beteiligten überglücklich und auch das kindliche Krikelkrakel wurde auf dem offiziellen Schulgebäude als wunderschöne Kunst angesehen. Ein kleiner Junge zeigte stolz seinem Freund das Strichmännchen, welches er selbst gemalt hatte und freute sich über sein Werk. Nach dem Bemalen fingen die Kinder an Papier und Stifte raus zu kramen, setzten sich auf die Wiese vor die Schule und begannen die Motive abzumalen. “Ramro cha” heißt “wunderschön” auf Nepali und das waren in den 4 Tagen die meist gesprochenen Worte. 

Vielleicht haben wir in dieser Woche keine neuen Häuser gebaut, aber wir haben eine wunderbare Aktion durchgeführt für Kinder, die sich ihr Leben lang daran erinnern werden. Und wir haben unsere Freundschaft gefestigt. Mittlerweile sind wir ein fester Bestandteil dieser Schule und noch mehr als die gekreuzte nepalesische und die deutsche Flagge zeigte sich in dieser Woche die Deutsch-Nepalesische Freundschaft in der Zusammenarbeit und dem Kulturaustausch. Am Ende des letzten Tages haben wir zusammen mit den Kindern Kreisspiele gespielt und gesungen. Die Jungs wollten Björns Hände nicht mehr loslassen und ununterbrochen seine interessanten Haare anfassen. Die Mädchen kletterten alle auf einmal auf Germaids Schoss und zusammen sangen sie immer wieder den nepalesischen Schlager „Resam Firiri“. Wir verteilten noch kleine Geschenke an die Kinder: Bleistifte, Radiergummi und Anspitzer. Ein Gruppenfoto entstand vor der Schule, welche nun fortan wie ein bunter Traum über den Bergen Nuwakots erstrahlen wird.