Am Sonntag den 09. Juli ging es für uns, Germaid und Sonja, los nach Windhoek in Namibia. Der Plan war, das "Kind der Erde"-Projekt mit Waisenkindern des "Namibia Children's Home" umzusetzten. Es sollte ein Musik-Theater-Stück entstehen, wobei wir keine Songs oder ein fertiges Skript mitbrachten, denn die Story des Musicals sollte sich aus den Ideen und Geschichten der Kinder selbst entwickeln. So begannen wir bereits direkt nach der Landung am Montagmorgen mit der Projektarbeit. Es machte uns sehr viel Spaß mit den Kindern und Jugendlichen des "Namibia Children's Home" Theater zu spielen und Musik zu machen.
Viele waren sehr talentiert und konnten wunderbar singen und tanzen. So entstand durch die gemeinsamen Kennenlernspiele der Plan, das deutsche Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" nach Namibia zu bringen und zwar in Form der in Namibia so berühmten "Big Five". Der Plan war allerdings ambitioniert, denn Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard sollten aufeinander gestapelt werden.
Leider mussten wir nach zwei Probentagen die Arbeit mit den Kindern im "Namibia Children's Home" beenden. Es gab interne, bürokratische Probleme im Waisenhaus, die es uns unmöglich machten, weiter zu arbeiten. Doch mit Hilfe unserer wunderbaren Ansprechpartnerin Jacqui aus dem "Namibia Children's Home" konnten wir bald einen neuen Ort finden, ein Children Shelter in dem Township Katutura. Hier wohnen teilweise Waisenkindern permanent und weitere Kinder und Jugendliche kommen nach der Schule hier her, um in Gesellschaft zu spielen und eine warme Mahlzeit zu bekommen. Auch in dem Children Shelter lernten wir Kinder und Jugendliche kennen, die sehr talentiert waren. Es gab viele jungendliche Mädchen, die sehr gut singen konnten. So konnten wir gut unsere Hauptrollen verteilen, die Big Five. Hier sitzten vier der Big Five in der Pause auf der Bank. Der Büffel hält den Regenschirm und der Elefant macht dem Löwen die Haare, während der Leopard zuschaut.
Katutura ist als Township eine sozial benachteiligte Gegend, in der sich auch viele Wellblechslums befinden. Viele der Kinder, die hier wohnen, haben schlimme Dinge erfahren, Eltern verloren, Missbrauch, Gewalt und Armut erlebt. Nun wollten wir genau hier, den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern und mit ihnen ein schönes Musical auf die Beine stellen.
Wenige Tage vor der Präsentation erkundschafteten wir mit einem Bekannten die weitere Gegenden des Stadtteils Katutura und zwar insbesondere die Wellblechslums. Hier haben die Hütten keine Fenster und kein fließendes Wasser. Wasser gibt es auf einem öffentlichen Platz aus einem Brunnen für wenige Cents.
Wir besuchten einen Kindergarten. Hinter einem Maschendrahtzaun und Autoreifen werden ca. 30 Kinder im Alter von 1-8 Jahren betreut. Die Älteren lernen in einem 10 qm Zimmer das Alphabet.
Die Jüngeren spielen und schlafen im Nebenraum auf dem Lehmboden. Die Kinder haben uns Lieder vorgesungen. Wir haben den Kindern auch Lieder beigebracht und wir haben gemeinsam gesungen. Am Ende haben wir alle Kinder und Erzieherinnen zu unserer Aufführung eingeladen.
Zuvor wurde jedoch noch fleißig geprobt. Im Children Shelter, Katutura arbeiteten wir mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 2-16 Jahren. Das war eine Herausforderung jeder Altersgruppe gerecht zu werden und geeignete Rollen für alle zu finden. Hier spielen die ca. 4-Jährigen den Ugab Fluss, durch den die Big Five hindurch müssen, um nach Windhoek zu gelangen.
Bei der Räuberbande konnten natürlich Groß und Klein mitspielen. Hier sitzen die Räuber im Kreis und bestaunen ihre Beute. Von hinten sieht man schon, wie sich die Big Five nähern. Die Big Five möchten natürlich von all dem leckeren Essen in der Räuberhütte etwas abbekommen. Sie schmieden den Plan eine Tier-Pyramide zu bauen und die Räuber zu erschrecken.
Neben dem dramaturgischen Durchlauf werden auch nochmal die Chor- und Solostücke geprobt. Es gab viel Musik. Jedes Tier hatte einen Solo-Song. Dann gab es noch das Lied der Räuber, einen Chor des Waldes und natürlich den finalen Abschlusssong in Windhoek mit allen Tieren und Menschen, mit dem Titel "Child of Earth" in den Sprachen Englisch und Damara.
Am Montag den 17. Juli sollten dann gegen Nachmittag die Tore des Children Shelter geöffnet werden. Die Kinder und Jugendlichen haben in kürzester Zeit das wunderbare Stück „The Windhoek Town Musicians“ gelernt und selbst viele Ideen und ihr Talent einbringen können. Im Publikum waren Freunde, Nachbarn, zum Beispiel aus der Kirche von nebenan und natürlich alle Kinder und Erzieherinnen des Kindergartens aus dem Wellblechslum. Ganz spontan durften die Kindergartenkinder auch noch beim Chor des Waldes und beim Finale mitspielen und singen!
Die Aufführung war ein voller Erfolg. Texte und Songs saßen bei allen gut und auch die Big Five machten mit ihrer Tier-Pyramide eine wirklich tolle Figur. Mit ihrem Gebrüll konnten sie die Räuber in die Flucht schlagen, die bis dato die Menschen in Windhoek in Angst und Schrecken versetzt haben.
Am Ende waren alle sehr zufrieden mit dem Projekt. Es war eine schöne, etwas aufregende Arbeit, bei der wir sehr flexibel und gelassen bleiben mussten, aber das hat uns nur bekräftigt, dass eine solche kulturelle, pädagogische Arbeit etwas ganz Besonderes ist, für die es sich lohnt, etwas Aufregung auf sich zu nehmen. Man kann sagen, dass diese Kinder und Jugendliche aus diesem sozialen Umfeld, ein solches Projekt wohl noch nie erlebt haben und vielleicht auch nicht nochmal erleben werden. Sie konnten ihre eigenen Ideen sprudeln lassen und jeder und jede konnte sein und ihr Talent zeigen. Außerdem schafften wir eine kulturelle Brücke zwischen Namibia und Deutschland, durch die Umsetzung des deutschen Märchens in Namibia. Was für eine bereichernde Arbeit, auch für uns, die Kinder strahlen und aufblühen zu sehen. Wir denken mit viel Freude und erfüllten Herzen an dieses „Kind der Erde“-Projekt zurück und wünschen uns, dass wir noch mit vielen Kindern auf dieser Erde, solch Herzens-Projekte umsetzten können.