Projekt: Betten für Luhansk - "Von Matratzen und Klappbetten"
Vor ca. drei Wochen haben wir von unserem Partner „International Children Help“ 191 gut erhaltene Klappbetten zur Verfügung gestellt bekommen. Diese Betten dienten in einer ehemaligen Flüchtlings-Notunterkunft in Rinteln bis vor Kurzem vielen Menschen als Lager. Nun ist das Heim geräumt worden. Die Betten und weitere Güter, welche ursprünglich vom „Deutschen Roten Kreuz“ gestellt worden waren, sollten weggeschmissen werden, da es für das Rote Kreuz günstiger erschien, die Güter zu entsorgen, als den Aufwand zu betreiben, sie anderen hilfebedürftigen Menschen zukommen zu lassen.
Wir vom „be the change e.V.“ Team meinten jedoch, dass es eine viel bessere Idee sei, diese wunderbaren Betten Menschen zu bringen, die sie dringend benötigen. Wir stellten uns der großen, arbeitsintensiven Aufgabe einen Hilfsgütertransport zu organisieren und zwar zu Menschen, die Opfer eines Krieges geworden sind, der mittlerweile hier in Deutschland bei der Mehrheit in Vergessenheit geraten ist, weil die Medien nicht mehr über die Zustände berichten. Also fassten wir den Plan, diese Betten in die Ostukraine zu bringen! Gesagt! Getan! Allerdings bedeutete das nun für uns jeden Tag bis zu 14 Stunden im Home Office zu planen, zu organisieren, Spenden zu akquirieren, usw. Die Arbeit hat sich gelohnt. Drei Wochen später steht nun die Destination, der Logistikpartner und Partner vor Ort. Zu den 191 Betten mussten wir jedoch zunächst noch Matratzen organisieren. Aus hygienischen Gründen wurden die dazugehörigen Matratzen vernichtet. Doch Betten ohne Matratzen sind ja nur die halbe Miete. Nachdem sich Björn beide Ohren ordentlich heiß telefoniert hatte, hatte er schließlich in Twist an der deutsch-holländischen Grenze einen Großpostenhändler gefunden, der uns hochwertige, fabrikneue Kaltschaummatratzen zu einem Wahnsinns-Preis von 4 Euro das Stück verkaufte.
Doch irgendwie mussten die Matratzen ja nun von Twist nach Rinteln in unser Lager gelangen. Was tun? Ein 7,5 Tonner LKW musste her. Doch Björn und ich sind beide nicht im Besitz eines Führerscheins, der uns erlaubt, einen 7,5 Tonner zu fahren. Daher haben wir all unsere Kontakte informiert, über Facebook und Telefon... „Wer kann uns helfen?“ "Wer fährt mit uns nach Twist an die deutsch-holländischen Grenze, um knapp 200 Matratzen für die Menschen in der Ostukraine zu besorgen." Einer sagte ohne Zögern sofort „Ja“ und das war unser lieber Freund, der Gilbert.
Mit Gilbert sind wir dann am Mittwoch den 21. September Richtung Westen gedüst. Es war eine lustige und entspannte Fahrt. Doch als wir dann in Twist ankamen, schauten wir nicht schlecht. Gerade mal 88 Matratzen bekamen wir in den LKW. Oh nein! Das bedeutete zum Einen, dass wir die Fahrt nach Twist nochmal auf uns nehmen mussten und zudem, dass wir neben dem LKW auch noch mit einem Transporter kommen mussten, da bei der ersten Fahrt noch nicht einmal die Hälfte der Güter in den Truck passten. Nun denn erstmal fröhlich einladen, was wir eben reinbekommen und dann sehen wir weiter.
Auf den wirklich sehr hochwertigen, dicken und bequemen Matratzen legten wir am Ende des Tages nach getaner Arbeit dann auch mal ein Päuschen ein. Es war bereits 22 Uhr nachdem wir in Rinteln die 88 Matratzen ausluden und dann hieß es erst mal todmüde ab in die Koje. Lange konnten wir uns aber nicht ausruhen. In den nächsten Tagen ging dann das Organisieren direkt weiter. Eine Woche später am Mittwoch den 28. September sollten wir die Tour nach Twist wiederholen. Also noch einmal einen LKW und einen Sprinter von unserem lieben Kumpel Jürgen klar gemacht und nach einigem hin und her telefonieren hatten wir auch einen neuen
Fahrer. Der liebe Patrick kam extra aus Göttingen angereist, um die Ladung sicher von Twist nach Rinteln zu transportieren. Mittlerweile waren wir richtig fix. Ohne Stau waren wir schnell in Twist und beluden in windeseile den LKW. Doch dann sollte es doch noch einen kleinen Schocker geben. Der LKW sprang nicht mehr an. Die Batterie war hin. Da ging erstmal gar nichts mehr. "Was tun??? Etwa noch ein drittes Mal fahren?" Das war unmöglich! Am nächsten Tag sollte die Ladung vorbereitet werden, das hieß Matratzen in die Klappbetten legen und mit Kabelbindern fixieren, sodass die Ladung optimal platzsparend in den 40-Tonner passte und am Freitag, den 30. September sollte dann schon der LKW auf den Weg in die Ostukraine geschickt werden. Nach einer Stunde fleißigem Überbrücken sprang der Truck dann doch wieder an. "So! Jetzt aber schnell nach Rinteln, die Matratzen entladen, am besten ohne anzuhalten und den Motor wieder auszumachen"
Und weiter ging der Hilfsgütermarathon. Am nächsten morgen waren wir schon wieder ab 8:30 Uhr auf der Piste. Gemeinsam mit fünf Helfern bereiteten wir nun in Rinteln die Ladung vor. Jede Matratze musste in ein Klappbett gelegt werden. Teilweise mussten wir einige Matratzen zuschneiden, weil sie zu lang waren für die Betten. Den ganzen Tag wurde fleißig gehoben, gequetscht und vertäut. Am Ende musste die ganze Ladung natürlich auch noch gewogen werden, denn für den Zoll mussten wir das exakte Ladegewicht angeben. Wenn wir uns auf vielleicht 100 Kilo verschätzen, hätte es passieren können, dass uns die Ware lahm gelegt wird
am Zoll. Aber wie sollten wir nun 191 Betten mit Matratzen, die alle ein unterschiedliches Gewicht haben und noch einzelne Matratzen abwiegen. Unser Helfer Marek hatte eine großartige Idee. Man nehme einen Björn, stelle diesen auf eine Personenwaage, messe das Gewicht. Dann stelle sich Björn nochmal auf die Waage, dieses Mal trägt er ein Bett. Das Gesamtgewicht minus das Körpergewicht von Björn und schon weiß man, was eine Matratze wiegt. Gut! Jetzt musste das nur noch 191 Mal gemacht werden. Das Ende vom Lied war, dass Björn mit allen Betten und Matratzen an diesem Tag insgesamt über 5 Tonnen gehoben hatte. Bizeps lässt grüßen!
Wahnsinn! Um circa 16 Uhr waren wir dann fertig. Alle Betten und Matratzen standen hübsch aufgereiht und warteten nun noch eine letzte Nacht in ihrem ehemaligen Heim auf ihren neuen Auftrag! Am nächsten Tag sollte nun ihre Reise über Russland in die Ostukraine starten, um Menschen, im Besonderen Kindern und Kranken als ein weiches Lager zu dienen.