Geschichte
Von der Weltreise zur Erdbebenhilfe in Nepal
„Wollt ihr das wirklich machen?“, “Ist das nicht gefährlich?“, „Meint ihr nicht, ihr seid nur eine zusätzliche Last?“ - Viele unserer Freunde und Bekannte hatten Zweifel, als wir beschlossen nach Nepal zu gehen, um nach dem verheerenden Erdbeben vom 25. April 2015 humanitäre Hilfe zu leisten. Wir hatten uns erst wenige Monate zuvor sozusagen „auf der Straße“ kennengelernt. Germaid spielte Friedens- und Protestlieder auf Demonstrationen. Björn organisierte eine bundesweite Hilfsgütersammlung für ukrainische Flüchtlinge. Als Teil einer deutschlandweiten Friedensbewegung lernten wir uns kennen und lieben und beschlossen im Januar 2015 auf große Weltreise zu gehen. Zunächst zog es uns als Rucksacktouristen nach Indien und Sri Lanka. Nepal stand noch ganz oben auf der Reise-To-do. Einen Flug nach Kathmandu hatten wir bereits in der Tasche. Dieser sollte am 27. April gehen, wurde jedoch kurzfristig storniert, nachdem das Erdbeben stattgefunden hatte. So waren wir quasi am Flughafen in Goa gestrandet und mussten uns überlegen, wie die Reise weitergehen sollte. Die Entscheidung, trotz des Erdbebens nach Nepal zu reisen, war schnell getroffen. Wenn wir als Touristen das Land bereisen konnten, dann konnten wir nun auch als freiwillige Helfer Nepal in dunkler Stunde beiseite stehen.
Wir nahmen einen Flug nach Neu Delhi. Über Facebook knüpften wir Kontakte zu kleinen NGOs, die in Kathmandu ansässig waren. Von ihnen erfuhren wir, welche Güter momentan am nötigsten gebraucht wurden. In Delhi kauften wir von unserem Reisegeld Zeltplanen, Solarlampen und -aufladegeräte, Wasserreinigungsanlagen, Medizin und Hygieneartikel. Als wir am nächsten Tag in den Flieger nach Kathmandu stiegen, hatten wir keine Ahnung, was uns erwarteten sollte. Waren die Straßen überhaupt befahrbar? Gab es noch Unterkünfte in der Stadt? Doch eins sollte zum anderen kommen und so trafen wir am Delhi Airport eine Nepalesin, die uns einen Lagerplatz für unsere Spenden anbot und der Leiter der kleinen NGO, mit der wir in Kontakt standen, hatte bereits ein Zimmer in einem Hostel in der Innenstadt für uns organisiert. Hier schlossen wir uns einer Gruppe an, bestehend aus Einheimischen, ausländischen Helfern und zwei Krankenschwestern. Kein Tag sollte nun mehr so aussehen, wie der andere. Überall war das Ausmaß der Zerstörung unübersehbar. Täglich stiegen wir über Trümmer, hatten den Geruch von Verwesung in der Nase und sahen obdachlose Familien mit kranken Kindern am Straßenrand. Zusätzlich brachten unzählige Nachbeben die Erde regelmäßig zum Zittern. Vor einer Woche noch am Traumstrand gelegen, wurde nun dieses Bild zu unserem Alltag.
Wir verteilten unsere Spenden in Dörfern, Kinderheimen und Gefängnissen. Alles Orte, die auch zehn Tage nach der Katastrophe von Regierungsseite keine Hilfe bekommen hatten. Unsere Aktionen wurden größer und weitreichender. So organisierten wir beispielsweise LKWs, die mit 300 Sack Reis, Linsen und weiteren Lebensmitteln, in abgelegene Bergdörfer fuhren. Wir saßen auf der Ladung und
rasten die Berghänge hinauf, neben uns der steile Abgrund, um die Gebiete zu erreichen, in denen bis zu 100 % der Häuser zerstört wurden. Die Dorfbewohner waren Farmer, ihre Saat lag unter den Trümmern. Ärzte hatten diese Menschen nicht erreicht. Doch die Menschen, die uns begegneten lächelten und luden uns dankbar zum Tee ein. Mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein, brachten wir ihnen Hoffnung und das Gefühl, dass dort Menschen sind, die sich um sie sorgten.
Unsere Bekannten in Deutschland waren so bewegt von unseren Fotos und Berichten, dass sie Spenden überwiesen, Benefitskonzerte und Sammelaktionen veranstalteten, wodurch wir unsere Arbeit fortführen konnten. Nach einiger Zeit hatten wir ein riesiges Netz an Kontakten zu Einheimischen, Händlern und Helfern. Die neue Aufgabe bestand darin, Schutzhütten zu errichten, da der Monsun unmittelbar bevorstand. In drei Dörfern der Region Nuwakot bauten wir über 100 Wellblechhäuser und nicht nur das, eine ganze Grundschule sollte neu entstehen. In dieser Zeit lebten wir in einem Bergdorf unter einer Zeltplane.
Um den Menschen in Nepal weiterhin zu helfen, gründeten wir in Deutschland den gemeinnützigen Verein be the change e.V. – Sei der Wandel! Der Name ist inspiriert von Mahatma Gandhis Zitat: „Sei selbst der Wandel, den du dir wünschst für diese Welt.“ Als Reisende haben wir erfahren, dass es möglich ist, Hilfe zu leisten, selbst wenn man nicht viel Geld besitzt oder einer Organisation angehört. Trotz aller Bedenken von außen haben wir das gegeben, was wir gerade konnten. Die Freude der Menschen über unseren Beitrag, hat uns immer wieder zu neuen Taten angetrieben. Mit der Arbeit unseres Vereins wollen wir nicht nur hilfebedürftigen Menschen in Nepal und darüber hinaus helfen, wir wollen ein Beispiel geben, dass jeder einzelne ein Teil des Wandels sein kann. Jeder Beitrag, kommt er dir noch so klein und unbedeutend vor, kann Großes bewirken und ist wichtig, um diese Welt für uns alle ein bisschen schöner zu machen.
Namaste
Eure Germaid & euer Björn